Nikolausabend

Marias Heimkehr lässt auf sich warten. Längst kalt geworden ist den Störchen, im Ofen warten schon die Äpfel. Die Radfahrer sind in diesen Tagen weniger geworden, der Nebel hat über Nacht die Bäume weiß gefärbt, Schneeersatzstoff für die Träume. Fliegen über weiße Landschaften, Hügel für Hügel. Nikolaus war kein Seemann, die Schuh werden nach draußen gestellt, zumindest heute Nacht. Holz müsste auch noch gehackt werden, die Kinder bekommen an den Schaufenstern große Augen. Wunschzettelglückseligkeit. Der Krampus poltert schon lange nicht mehr. In der Stadt habe ich Joseph getroffen. Er wusste von nix. Kirmesbudengleich leuchtet manches Haus.

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Apfelbäume, ein Trugbild

Gerhard Richter: Apfelbäume

 

Vorbei die Zeit der Blüte,
die Blätter sind gefallen, eingeholt,
gepflückt die schönsten Äpfel
herab fielen vorab schon
die Vögel freuten sich daran
und auch die Würmer
mussten  darben nicht
eingefangen die Sonnenstrahlen
verbreiten sie einen süßen Geschmack
auf dem Kuchenblech, im
Dezember gar, zur Weihnachtszeit
im Ofenrohr sie fein
gebacken uns ein Lächeln
zaubern ins Gesicht
der Bratapfel wärmt und doch 
weniger geworden sind
die Streuobstwiesen gar
und malte Richter sie
die Apfelbäume fein
als sei ein Foto es

 

 

Der Apfel

Der Apfel fällt nicht weit

die Eva biss hinein, geschehen

war es drum, als Kind vorm

Beichtstuhl gesündigt, fehlten

doch die Sünden gar

doch wer betrog nicht schon

doch wer betrog und kann

ohne Sünde sein

das Kind, so unschuldig es

gekommen auf die

Welt, doch Eva biss

hinein, doch frei von

Schuld, doch frei,

der werfe den ersten

Stein, so grausam

war so grausam

so gütig er