zieht abend übers land #2

zieht abend übers land

zieht abend, legt nebel

sich auf die berg legt

schwer werden die felder

 

schwer, zieht abend übers

land, drückt weg die sonne

sich vom horizont, einsamkeit

durchfährt die glieder des

 

geliebten, einsamkeit, ermattet

wartend im kummer liegt er

ermattet, zieht abend übers land

ach nachtigall, ach nachtigall

Christsterne am Fenster

Barbarazweige geschnitten, am Fenster die Schneeflocken gesucht, nur nebelweiß die Straßen liegen, im Fenster der alten Nachbarin Christsterne gesehen. Erzählt eine alte Geschichte. Gelsenkirchener Barock umrahmt die Pflanze. Wie viele Weihnachten wird sie noch erleben? Die Enkel wohnen in der fernen Stadt. An Weihnachten würde sie gerne. Sie schafft den Weg nicht mehr, die Fahrt zu weit. An Weihnachten steig die Einsamkeit in ihr hoch. Läuft über ihren gebeugten Rücken direkt in ihr Herz. Der Gärtner bringt ihr immer zwei Christsterne vorbei, fürs Wohnzimmerfenster und fürs Küchenfenster. Im Radio hört sie gerne Weihnachtslieder, singt gerne mit. Früher hat sie Mandoline gespielt, im Orchester, aber jetzt sind ihre Finger viel zu steif. Vielleicht schafft sie es am Heiligen Abend in die Christmette. Dies wär´ihr größter Wunsch. Vielleicht ruft ja ein Enkel auch.