Die Liste der nicht gelesenen oder nicht zu Ende gelesenen Bücher war noch lang. Da hatte Franz Glück. Was sollte er auch lesen, wenn er alle Bücher, von denen er glaubte, sie irgendwann gelesen haben zu müssen, schon gelesen hätte. Er war ganz froh, so noch ein paar Bücher in der Hinterhand zu haben. Für später. Für irgendwann. Wenn die Zeit käme für diese noch nicht gelesenen Bücher. Er hatte sich keine Liste gemacht. Aber ein paar vielen ihm immer ein. So machte er sich keine Sorgen. Eines Tages würde er vielleicht diese oder jenes Buch gelesen haben. Möglicherweise, es war nicht ganz ausgeschlossen, käme derweil noch das eine oder andere Buch dazu. Er könnte sich auch eine Liste machen und diese gezielt durcharbeiten. Doch das war nicht sein Ziel. Die Zeit würde es mit sich bringen, ob und wann er das eine und oder das andere Buch lesen würde. Bis dahin machte er sich erst einmal einen Kaffee. Nebel zog auf. Gefrierender Nebel. Sah ein wenig wie Schnee aus. Ein wenig.
Bücher
noch halten wir die zeit fest
über den gleisen fegt der wind
in kirschs garten keinen
holunder gefunden, längst verlaufen
im bücherlabyrinth, gegen die hitze
der nacht kein entrinnen
ermattet liegen wir am grünen see
der schwarze himmel türmt sich
auf, große regentropfen werden uns
heimbegleiten, später, noch halten
wir die zeit fest, bewegen uns nicht,
nur der himmel wird finsterer, wenn
der wind aufbraust, schwingen wir
uns aufs rad. dann. noch halten
wir die zeit fest
Lobgesang auf den Buchhändler
für H. B.
Er weiß, wenn ich den
Laden betrete schon Bescheid, zeigt
mir gleich, hast du schon
gesehen, den neuen …
Lässt umherschweifen mich in
den Regalen,
bringt Kaffee, erzählt die
neuesten Nachrichten, wer,
was, wann, wo, wie sich ereignet
hat, lässt auf Pump kaufen
wenn gerade kein Bargeld zur
Hand, weiß, dass man am nächsten
Tag eh wieder reinschaut, zur
Not gibt er auch Lebensberatung,
Berufsberatung, vermittelt zwischen
diesem und jenem Leser
für alle Fälle hat er auch einen
Anwalt an der Hand, empfiehlt den
Rotwein, tröstet bei schlechten
Fußballergebnissen, überrascht immer
wieder damit, dass er schier fast
jedes Buch kennt, auffindet
oder weiß, wer es hat. Wenn
du ihm Kuchen vorbeibringst,
ist er fast noch glücklicher.
Du bist es sowieso