Ist der Himmel klar, der Blick schweift in die unendliche Ferne, träumt im Sternenzelt, schläft der Specht, nicht sein Hämmern erhellt die Nacht, treibt voran die Kälte, die Augen doch hängen an der goldleuchtenden Pracht. Fledermäuse schon länger nicht mehr erblickt. Nur hier und da eine Katze. Leise fliegt der Wind durch das kalte Geäst. Der Fluss will nicht schweigen. Zu kalt für die Liebenden, wärmt doch der Mond sie nicht. Von der Ferne naht der Zug. Nach Paris. Bestimmt war es der Nachtzug. Vielleicht beim nächsten Mal. Die Nächte sind lang im Dezember. Die Liebe strahlt in den Augensternen. Nachthimmel.
Paris
München, Hauptbahnhof
Ankommen, fortfahren. Jeden Morgen. Aus Rosenheim. Aus Augsburg. Der Zug spuckt die Arbeiter aus. Laufen zügig zur U-Bahn, springen in die S-Bahn. Der eine nimmt noch schnell einen Kaffee. To go. Zeitungen werden weggeworfen. Schnell noch eine Mail gescheckt. Bei der Auskunft stehen ein paar Italiener und warten auf die Weiterreise. Der TGV kommt gleich und bringt die Reisenden in eine andere Welt. Polizisten kontrollieren ständig Passanten. Der ICE nach Berlin hat ein wenig Verspätung. Nach Rom? Wo soll ich hin? Zur Arbeit? Budapest? Wo war ich noch nicht und wollt hin? Vielleicht doch noch einmal nach Rom. Ist so schön die Stadt. Ich nehme auch einen Kaffee, dann kauf ich das Ticket.
Bäume pflanzen, Bäume
Bäume pflanzen, Bäume. Kunstaktion. Jeder Gärtner ein Künstler. Gegen Beton. Gegen Asphalt. Gegen das Grau. Gegen den Lärm. Einfach Bäume pflanzen. 7000 Bäume. In Kassel. Beuys lies sie pflanzen. 7000 Bäume. Gegen die Verstädterung. Gegen die Verschmutzung. 7000 Eichen. In Kassel. 7000 Bäume. Je 500 DM. Unbeliebt, zunächst, unbeliebt die Aktion. Hatten Angst vor Vogelscheiße, die Bürger, hatten Angst. Den Wald in die Stadt holen, Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung. Warum nicht, einfach so, als Kunstaktion, Bäume pflanzen. In München, Berlin, Tokio. Einfach Bäume pflanzen. Anstatt Autobahnzubringer, Möbelhäuser und Baumärkte. 7000 Linden für Köln, 8000 für Essen, 6000 für Ingolstadt. Oder Buchen. 5000 für Hannover. 10.000 für Paris. Bäume pflanzen. Es gibt schlechtere Kunst.
Joseph Beuys, 7000 Eichen. Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung
Voll des Lebens Fülle
Große Fülle liegt, liegt auf dem Möbel, liegt. Äpfel und Apfelsinen, in großer Fülle. Dahingeworfen die Decke, weiß und faltenreich. Über quillt die Schüssel, über, voll der Früchte, saftig müssen sie sein, saftig, diese fülligen Früchte, saftig und übervoll die Schüssel. Fast, als rollten sie noch, fast, als wollten sie herunterfallen, die reifen Früchte. Kein Mangel nicht, kein Mangel, voll des Lebens Fülle liegt auf dem Möbel, liegt. Barocke Lust des Lebens, Sorgen fern das Bild, als Cézanne malte, Äpfel und Apfelsinen, in großer Fülle und Pracht, übervoll das Leben, reich und satt.
Paul Cézanne, Äpfel und Orangen, um 1899