august

morgenträume verträumt

hölderlins hymen nie auswendig

gelernt, die sw-filme werden immer

noch eingelegt, die schwüle augustluft

 

nimmt den menschen den ernst,

badeseen laufen über vor menschen,

rettungswege werden akkurat

eingehalten, vivaldis konzert in den

 

ohren, der mähdrescher hat keine

chance, durch das maisfeld läuft

die liebe nicht davon, gelb grüßen

die sonnenblumen den reisenden

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Zwischen Jules und Jim

Zwischen Jules und Jim lang das Leben. Lag die Liebe. Alle Hoffnung, alle Schwermut. Franz mochte die französischen Filme. Liebte die Filme der Nouvelle Vague. War gerne versunken im Kino. Konnte alles vergessen. Im Theatiner. Im Isabella. Original mit Untertitel. Mehr brauchte es nicht für einen glücklichen Abend. Er hatte Jeanne Moreau gemocht. Er wollte sich wieder einen Film mit ihr anschauen. Studierte die Kinoprogramme. Im Fernsehen funktionierten die Filme nicht. Brauchten eine große Leinwand. Das Leben zwischen Jules und Jim.

Nachthimmel

Ist der Himmel klar, der Blick schweift in die unendliche Ferne, träumt im Sternenzelt, schläft der Specht, nicht sein Hämmern erhellt die Nacht, treibt voran die Kälte, die Augen doch hängen an der goldleuchtenden Pracht. Fledermäuse schon länger nicht mehr erblickt. Nur hier und da eine Katze. Leise fliegt der Wind durch  das kalte Geäst. Der Fluss will nicht schweigen. Zu kalt für die Liebenden, wärmt doch der Mond sie nicht. Von der Ferne naht der Zug. Nach Paris. Bestimmt war es der Nachtzug. Vielleicht beim nächsten Mal. Die Nächte sind lang im Dezember. Die Liebe strahlt in den Augensternen. Nachthimmel.

Über das Gänseblümchen

Das Glück liegt auf der 

Wiese, klein und zart 

Gartenbürstli

zärtlich weiss

trägst Namen viele gar

das Gänseblümchen schön

der Name scheinst zu verraten

zu schmecken es Geiss

und Gäms und Ziege oder

nur den Gäns´? Tausendschön

wächst gern im Garten fein,

auf der Wiese,

auf der Wiese, es lieben

dich die Bienen

Himmelsblume

es mag der Mensch dich gern

wer zählte nicht

der Blüten Blätter

Sommerrösslein

er liebt mich, er liebt mich nicht

er liebt mich

und als trugest du einen

Kranz von Gänseblümchen

fein, mein Herz,

es wollt zu dir

 

 

Wollst Liebe mir verkünden

Wollst Liebe mir verkünden
wie gern du mich geküsst
wollst sagen wie schön die Hände
spürten, wie selig die Seele hüpft
wie gern du würdest kochen für
mich ein himmlisch Mal
den Wein, den du schon kühltest
du gingst noch schnell
um die Ecke, zu holen frisches Brot
nun sitzt in der Küch ich und warte
doch kommen tust du nicht.

Lad deine Träume ein

Beobachte. Krokodile, Elefanten, Schlangen, Spinnen. Schau sie genau an. Lad ein zum Teekranz den Herzensbrecher, Wortdieb, Bilderzerstörer, lad ein. Lad ein die, die deine Schwiegermutter nicht sehen will, lad ein. Lad deine Träume ein, deine großen und kleinen. Die geheimen und wilden. Lad deine Träume ein. Im Kino gewesen, geweint, sagt Kafka, im Kino gewesen und geweint. Liebe die Freiheit, das Leben, aber Liebe. Jeder ist ein Künstler, jeder. Lad das Kind in dir ein und feiere mit ihm ein Fest. Freu dich und male, zeichne, freu dich und schreibe. Schaukle auf der Himmelsschaukel, schaukle.

 

Joseph Beuys, Jeder Mensch ist ein Künstler

 

Rezept gegen Liebesleid

Wenn verlassen dich die Frau, betrogen und verraten, hinter Licht geführt und was besseres gefunden, wenn verlassen hat die Frau, so weine nicht, so weine, such dir eine, such dir eine, eine andere und so war Heine ganz leicht und war schon auf und davon, geschnürt die Schuhe, den Rucksack geschultert, den Koffer gepackt und wanderte und wanderte und war schon in Bonn, Göttingen, Paris, auf und davon und wanderte und sah das Meer und sah den Berg und weint ein wenig und wanderte und ging im Harz und an die Nordsee, nach England und Italien, auf und davon, auf und davon, wenn verlassen hat die Frau ihn und suchte und fand und suchte und fand, die Liebe neu. Frei wie ein Vogel in den Lüften.

Heinrich Heine, Wandere!,

So treibt die Liebe

Liebt, liebt, liebt, ein junger Mann, ein junger Mann eine junge Frau, liebt, ach liebt, eine junge Frau, doch liebt die junge Frau, doch liebt die junge Frau, einen anderen Mann liebt die junge Frau. So nimmt ihrem Lauf, die Liebe, ihren Lauf. Der andere Mann liebt eine andere, eine andere Frau. Komme du noch mit? Und heiratet diese, diese andere Frau. Vor Wut, vor Zorn, vor Bitterkeit und Eifersucht heiratet, heiratet die junge Frau den nächsten, ersten, besten, gerade herumlaufenden und unverheirateten Mann. Der junge Mann nun, der junge Mann nun, arm dran ist nun der junge Mann, arm dran ist nun der arme Mann. Wie geht es weiter, wie geht es weiter. Heine erzählt es nicht. So treibt die Liebe ihr Spiel, das Herze bricht entzwei, das Herze bricht entzwei, dem junge Mann bricht. Und doch läuft sie weiter, die Liebe, läuft sie weiter und treibt ihr Spiel.

 

Robert Schumann Ein Jüngling liebt ein Mädchen

Heinrich Heine, Ein Jüngling liebt ein Mädchen, 1822

Saßen unter der Linde

Auch die Droste saß schon unter einer Linde und lauschte, den Vögelein lauschte, ihrem feinen Zirpen, im Mai war es als saß, die Droste unter einem Lindenbaume, die Schmetterlinge kreisten, ums Haar ihr kreisten, sie saß versteckt im Strauche und blickte und lauschte, voller Neugierde auf die Welt und sah der Liebe zu und sah. Doch tandaradei, tandaradei, schon vorher der Walther unter einer Linde saß. Und sang die Nachtigall, tandaradei, schön sang sie, schön, auf Blumen und Wiesen, unter der Linde, gewesen derer zweier Bette und küssten sich und küssten, den Mund ganz rot. Verschwiegen, verschwiegen, die Nachtigall.

Annette von Droste-Hülshoff, Unter der Linde

Walther von der Vogelweide, Under der Linden