Auf Hawaii bedeutet das Wort Kanaka Mensch

Die Zugfahrt gefiel nicht. Zu viele Betrunken. Fußballfans. Alle in rot. Saisonauftakt. Kein großer Jubel. Das Spiel längst vorbei. Abgehakt. Im Grunde begann die Langeweile wieder von vorne. Bayern gewinnt. Wird Meister. Keinen interessiert es. Keiner redet schlecht über den Gegner. Die Toilette wird ständig besucht. Bier ist noch reichlich vorhanden. Über andere Mannschaften wird gelästert. Dürfen absteigen. Überhaupt. Einer brüstet sich seiner regelmässigen Polizeikontakte. Nennt man wohl Vorstrafenregister. Hier und da eine Prügelei. Gewohnheitstäter. Gestörtes Rechtsbewusstsein. Kleinkriminalität. Das Wort Kanaken wird gern benutzt. Auf Hawaii bedeutet das Wort „Mensch“. Wird meist aber anders verstanden. Wurde natürlich als Beleidigung benutzt. Viele stimmten dem Redner zu. Man war ja Fan. Man war für die Roten. Fühlte sich stark. Für eine Schlägerei waren viele schon zu müde. Oder zu gelangweilt. Man war unter sich. Man war darüber froh. Franz ging lieber ins nächste Abteil. Weniger Fans. Weniger Biergestank. Der Regen hatte nachgelassen. Auf Hawaii bedeutet Kanaka Mensch.

Dem Gegner

Dem Gegner den Zahn ziehen, als wäre ein Barbier, als läge dann, schmerzverkrümmt zahnlos auf der grünen Wiese, während hakenschlagend er Tor für Tor erzielt. Wenn Reden Silber ist, der Gegner ohne Narkose bearbeitet, wäre doch Schweigen, lieber ein feiner Beinschuss, nein, nicht ins Bein, Gold gewesen, das Schweigen. Samstagnachmittag kehrt das Mittelalter nicht zurück auf die Erde. Zahnärzte, last euer Besteck daheim, Barbiere sowieso.

Ein Syrer als Glücksfall

Klar, den Krieg in Syrien kennt jeder. Aber wer kennt schon Syrer? So in echt. Aus Fleisch und Blut. Dank Fußball ist das Kennenlernen von anderen Kulturen und anderen Völkern leichter. Freiwillig oder unfreiwillig. Fan der Nationalmannschaft? Sind viele. Aber waren die Fans auch schon einmal in Polen im Urlaub? Podolski und Klose brachten uns Polen näher. Oder Özil. Spielt für Deutschland, wurde auch Weltmeister, nein, nicht für die Türkei. Für uns. Für Deutschland. Khedira, Boateng usw., alles Fußballer, die ihre Wurzeln auch im Ausland haben. Und in Gladbach spielt dieser Mo, über den jetzt jeder spricht. Die Fans von Gladbach kennen den Dahoud natürlich schon lange. Und waren immer wieder besorgt um seine Gesundheit. Auch Favre und Eber waren besorgt. Die Trainingsbelastungen waren für Dahoud im Profibereich zunächst zu groß. Das Talent von ihm konnte man schon lange sehen. Feine Technik, guter Schuss, läuft wie ein Irrer. Und jetzt redet jeder über ihn, über den Syrer, der schon länger auch für Deutschland spielt, für die U19, U20. Fährt vielleicht nach Olympia oder schon nach Paris.

Er wird seinen Weg gehen, bei der Borussia, später bestimmt auch woanders und auch für die deutsche Nationalmannschaft.

Seine Eltern sind mit ihm kurz nach der Geburt aus Syrien geflohen. Mahmoud Dahoud, genannt Mo. Ein Flüchtlingskind, ein Glücksfall. Für Borussia und für uns Deutsche.