Einen Hering im Schnabel

Als ausfuhr der Fischkutter, still war die See, die Wellen waren faul, nur leise plätscherten sie dahin, die Wellen, zart und leis. Die Mannschaft döste in der Sonne, döste, gelangweilt auch der Kapitän. Doch kommt der Dieb, doch kommt, herab vom Himmel kommt, eine Möwe keck und frech und schnappt sich, schnappt sich, vor den großen Augen des Kapitäns, einen Hering einfach, einen Hering, einfach aus der Tonne und fliegt davon, fliegt, mit flinkem Flügelschlage, auf und davon, den Hering im Schnabel.

Heinrich Heine, Meeresstille

Im Hafen, im

Vorbei die Stürme, vorbei, gelandet im glücklichen Hafen, in Hamburg, in Bremen, gelandet, geborgen, fern der Stürme, der Wellen, dem Meer, gelandet im glücklichen Hafen, gekommen von der Herren Meere, aus Amerika, aus Afrika, aus Indien, die Männer sind heimgekommen, heimgekommen von hoher See, aus aller fernen Länder und freuen und trinken und essen und lieben, im Hafen, fern der Stürme, fern der See und lauscht Heine ihren Geschichten, von fernen Ländern und Frauen und Liebe und Glück, im Hafen, im glücklichen Hafen, in Hamburg oder Bremen, lauscht Heine den Männern, die heimkommen, die heimkommen von Hoher See

 

Heinrich Heine, Im Hafen

Als Sturm aufkam, als Sturm

Als Sturm aufkam, als Sturm, die Nordsee überströmte, die Wellen sich auftürmten, die Wellen immer höher, die Schiffe sich abmühten, die Wellen rauf und runter, abmühten heim zu kommen, den Hafen zu erreichen, da hörte Heine zart, als wärs von Nah, als wärs von Fern, die Harfenlaute tönen, als Sturm aufkam, der Wind, der Wind pfiff laut und lauter, die Wellen prallen hart, doch Heine hört die Harfe, von Ferne kommen die Töne, getragen übers Meer und hört den wilden, süßen, den himmlischen Gesang der Schönen.

 

Heinrich Heine, Sturm