Die Kittelschürze #2

Die Kittelschürze ist akkurat gebügelt, ihre

müden Hände streichen langsam über den

Küchentisch, manchmal geht sie über den

Hof und schaut verloren in den Stall

der Mann schon vor Jahren verstorben

der Jungbauer hat den Hof längst

aufgegeben, hat ein wenig Land verkauft

der Bulldog steht geputzt im Schuppen, die

Knie wollen nicht mehr so vom vielen

Arbeiten, manchmal kocht sie sich

noch was, wenn Besuch kommt, macht sie

Kaffee, früher gab es bei ihr immer einen

Kuchen, meist erzählt sie alten Geschichten

das kann sie noch ganz gut, an schlechten

Tagen verwechselt sie den Kühlschrank

mit dem Ofen und wundert sich

gestorben wird daheim

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Ein Gedanke zu “Die Kittelschürze #2

  1. Ich liebte die Geschichten meiner Großmutter und bin dankbar, dass sie mir so viel aus ihrem Leben berichtete. Auch wenn die Geschichten teilweise viel Leid beinhalteten, weil sie als junges Mädchen alleine aus ihrer Heimat Ostpreußen flüchten musste und auf ihrem Fluchtweg über das Haff viele schlimme Erfahrungen erlebte, die erst im Rentenalter erzählt werden konnten. In ihren letzten Lebensjahren appellierte sie immer wieder an uns, dass es niemals wieder Menschen wie Hitler und seine Schergen sowie Anhänger*innen geben darf. Sie verstarb 2008 und sie wäre bestimmt über die heutige gesellschaftliche und politische Entwicklung empört und laut am schimpfen.

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