Nach Norden zieht der Fluss. Ins kalte Meer. Dort will er hin. Führt viel Wasser mit sich. Breit ist der Fluss, stark. Bei der Schneeschmelze kann er zum Ungeheuer werden. Das Jahr über trägt der Ob viele Waren. Meist Holz. Immer auch Lebensmittel. Kohle auch. Von Nord nach Süd und Süd nach Nord. Von West nach Ost und Ost nach West nimmt man die Eisenbahn.
Osip lebte unweit von Bijsk. Lebte lieber auf dem Land. Doch die Stadt war nicht weit. Konnte, wenn er wollte. Mindestens einmal die Woche war er in Bijsk. Seine Ware abliefern.
Viele Fische hat der Ob. Viele. Viele Fischarten auch. Wohl über 50 gibt es noch. Flussbarsch, Karpfen, Hechte, Lachsfische und viele andere. Und natürlich der Stör. Der Stör ist der beste für Osip. Der Stör machte Osip glücklich. Osip aß gerne das Fleisch vom Stör. Aber auch seine Eier. Für ihn war Kaviar etwas Normales. Etwas alltägliches. Er war damit groß geworden. Als Kind hatten sie oft einen Eimer mit Kaviar nach Hause gebracht. Schon sein Vater hatte vom Ob gelebt. Und sein Großvater. Das Wasser war nicht sauberer geworden. Die Fische nicht mehr. Der Ob hat immer die Menschen versorgt. Energie gibt der Ob. Hier und da Kraftwerke zur Stromerzeugung. Viele Nebenflüsse hat er. Im Sommer ist der Ob eine wichtige Straße. Wasserstraße. Versorgt die Menschen im Norden.
Früher war der Ob sauberer, viel früher. Noch immer fließt Öl in den Ob. Immer wieder bersten Piplines, lecken Öltanks, gibt es bei Bohrungen ungeplante Ölaustritte.
Osip liebte den Stör. Osip liebte den Kaviar. Früher hatte es mehr Fische gegeben. Natürlich. Und mehr Kaviar. Der sibirische Stör kann ein ziemlicher Brocken sein. Und ganz schön alt werden. Manchmal hatte Osip einen Stör, der zwei Meter groß war. Aber die waren selten geworden. Osip fing gerne Fische und verkaufte sie auf dem Markt in der Stadt. Nur darum fuhr er gerne in die Stadt. Er mochte den Markt. Die anderen Händler. Er verkaufte auch dort seinen Kaviar. Doch viel lieferte er auch ab. Je nach Menge. Auf dem Markt bekam er mehr Geld. Und wusste, wem der Fisch schmeckte. Die Leute kamen gerne wieder. Woche für Woche. Und wusste, wem der Kaviar schmeckte. Osip ging es gut. Es kamen auch viele Touristen in die Stadt. Die wollten dann auch seinen Kaviar. Die Touristen kauften auch geräucherten Fisch. Den konnten sie mit aufs Hotel nehmen. Oder im Zug essen.
Früher musste man den Stör töten, um Kaviar zu bekommen. Die Fischeier mussten unreif sein, sonst hätte man sie nicht weiterverarbeiten können. Sie müssen ja gesäubert und gesalzen werden. Osip züchtete mittlerweile den Stör. Er hatte einige Teiche. Der Fluss gab zu wenig ab. Die Zucht lief gut, er konnte genug Kaviar herstellen. Seine Frau und seine Kinder mussten oft mithelfen. Im Sommer, wenn die Touristen kamen, brauchte er genug Ware. Das war die beste Zeit. Trotzdem ging meist selber auf den Markt. Er liebte den Markt. Der Markt war sein Leben. Mittlerweile hatte er bei seiner Fischzucht auch einen kleinen Laden. Abends saß er gerne vor der Türe. Aß mit seiner Familie geräucherten Fisch. Vorher gab es Kaviar und Wodka. Oder nachher.