Hier ist schon der Osten. Hier ist Europa schon zu Ende. Zumindest 40 Km schon. Das ist mehr als Nichts. Groß ist Jekaterinburg. Richtig groß. Anderthalb Millionen. Jaroslawa
Lebte gerne hier. Im Westen wollte sie nicht sein. Zu hektisch. Auch wenn Jekaterinburg über eine Millionen Einwohner hatte, war die Stadt ruhiger als Moskau. Eine Säule gibt es in der Stadt. Eine Europa-Asien-Säule. Als würden hier die Welten auseinanderlaufen. Für Jaroslawa war hier die Mitte. Die Mitte von Eurasien. Hier trafen sich Europa und Asien. Sie mochte beide Kontinente. Beide hatten ihren Reiz für sie. Keiner war besser. Kaiserin Katharina schenkte der Stadt ihren Namen. Eisen wurde immer schon in Jekaterinburg abgebaut. Jaroslawas Vater war Ingenieur gewesen. Hat Maschinen konstruiert. Im Krieg natürlich Panzer. Im Krieg wurden hier viele Panzer gebaut. Ihr Vater musste nicht an die Waffe. Er hat Waffen produziert. Hinter dem Ural wurde viel Nachschub hergestellt. Alt war ihr Vater geworden. Er hatte kein schlechtes Leben gehabt. Hat viele Medaillen bekommen für seinen Einsatz im Krieg. Auch später wurde er sehr geschätzt. Ihr Vater hatte mit der Partei keine Probleme gehabt. Er war ein Techniker. Er wollte entwerfen. Wollte bauen. Er fragte nicht zuviel. Alles wollte er nicht wissen. Auch als ihr Vater längst in Rente war, hat er noch Pläne für Maschinen entworfen. Abends schraubte er an seinem alten Volvo rum. Er hatte ihn geschenkt bekommen. Für Verdienste für das Vaterland. Einen Volvo fuhr damals fast niemand. Wenn, dann hatte man einen Lada. Soljanka war ihr Lieblingsgericht. Sie kochte es gerne. Vor allem im Winter. Aber auch im Sommer. Soljanka mochte sie immer. Rindfleisch hatte sie schon länger auf dem Herd. Karotten. Oliven. Saure Gurken. Natürlich saure Gurken. Was wäre eine Soljanka ohne saure Gurken. Kraut durfte nicht fehlen. Sauerrahm kam immer dazu. Viele Möglichkeiten gibt es für die Soljanka. Auch in ihrer Familie. Mit Fisch. Mit Fleisch. Mit Pilzen. Jaroslawas Großmutter hatte Soljanka gekocht. Ihre Mutter hatte Soljanka gekocht. Sie kochte Jaroslawa. Wenn sie gut gelaut war. Wenn sie traurig war. Dann erst recht. Wenn sie traurig war, half immer eine Soljanka. Immer. Sie wärmte von innen. Soljanka schmeckte nach daheim. Schmeckte nach Geborgenheit. Schmeckte nach Liebe.