Manni´s Pilsbar

Eigentlich war immer was los. Oft schon ab zehn Uhr. Micha ging erst später hin. Erst nach der Arbeit. Außer am Sonntag. Sonntags ging er gern zum Frühshoppen. Ein oder zwei Bier war sein Plan. Manchmal wurden es auch drei oder vier. Schnaps trank er in der Früh keinen. In der Pilsbar war Micha nicht allein. Einer war immer da, den er kannte. Meist redete er über Fußball. Hertha. Union. Er mochte die Eisernen. Nicht die Angeber von Hertha. Er liebte ehrlich Arbeit. War selber Heizungsbauer. Gab immer viel zu tun in Berlin. Viele Häuser hatten alte Heizungen. Manni, der Wirt, war nicht immer nüchtern. Aber er sperrte immer zu. Hatte seinen Laden im Griff. Wenn die Gäste nicht zahlen konnten, machte er einen Deckel. Im neuen Monat zahlten sie schon. Er kam zu seinem Geld. Und wenn ´mal jemand länger Kredit brauchte, drückte er ein Auge zu. Für viele war die Pilsbar wie ein Wohnzimmer. Nur ohne Kinder. Und meist ohne Frauen. Frauen war nur selten bei Manni. Wenn, dann waren es sehr trinkfeste. Am Wochenende kamen manchmal andere Gäste. Micha war das nicht so recht. Micha wollte keine Abwechslung. Micha wollte keine Party. Wollte in Ruhe sein Bier trinken. Ein bisschen quatschen. Seine Frau war manchmal ziemlich anstrengend. Hatte sich die Ehe irgendwie anders vorgestellt. Dauernd gab es Streit. Über Politik redeten sie in der Bar auch. Dann gab es manchmal auch Streit. Dann ließen sie es irgendwann wieder sein. Er ging nicht jeden Abend in die Bar. Nicht jeden Abend. Aber Micha mochte das Bier. Mochte sein Wohnzimmer. Irgendwann würde die Pilsbar schließen. Würde die Pacht zu teuer sein. Die ganze Straße hatte sich schon verändert.

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